Warum brauchen wir den ÖRLP?

Projektleitung: Christian Aspalter, Stefanie Jörgl 

Lesen zu können ist ein zentrales Element der heutigen Informations- und Wissensge­sellschaft. Nur wer über entsprechende Lesekompetenz verfügt, kann sein Potenzial ausschöpfen und Neues entwickeln (vgl. BIFIE-Definition [o.J.], die sich an die OECD-De­finition von 2009 anlehnt). Das gilt für das Individuum und alle seine Lebensbereiche in allen Altersstufen. Lesen dient uns als „Tor zur Welt”, zur Erbauung sowie zur demo­kratischen Teilhabe an der Zivilgesellschaft. Lesen ist die Basis von Kritikfähigkeit, Ge­sundheit, Arbeitszufriedenheit, Berufsaussicht und eines selbstbestimmten Lebens. Aus ökonomischer Sicht dient Lesekompetenz auch den Unternehmen und der Wirtschaft (Produktivität, Profitabilität, Performance der Unternehmen, Wettbewerbsfähigkeit, hohe Beschäftigungsquote und niedrige Arbeitslosigkeit werden genannt im Grundsatzpapier der Vereinigung der Österreichischen Industrie, vgl. Vereinigung der Österreichischen In­dustrie 2015). 

Dr. Attila Nagy, Präsident der Hungarian Reading Association, bringt es in Bezug auf eu­ropäische Perspektiven zur Förderung von > Literacy auf den Punkt: „We need to plan and create a turning point in the cultural institutions, and in the economy and business“ (ELINET 2015; vgl. zudem > ELINET-Deklaration von 2016 „Every European citizen has the right to acquire literacy“ bzw. > UNESCO [o.J.]: „Literacy is a fundamental human right”). Qualitätsentwicklung, auch im Leseunterricht/der Leseförderung, liegt nicht nur in der Verantwortung der Bildungsinstitutionen. Aus diesem Grund versucht der ÖRLP das The­ma umfassender zu behandeln.

Der ÖRLP geht immer vom Status Quo der Zielgruppe in Österreich aus und formuliert in der Folge Ziele und Wege für adäquate Lesefördermaßnahmen. Die Erstellung eines Leseplans durch österreichische Expertinnen und Experten soll den bisher nicht durchgehend strukturierten Umgang mit dem Thema Lesen zugunsten einer der Komplexität des Themas angemessenen Sichtweise überwinden. Ein gemeinsamer und „nationaler Plan“ kann allen Akteuren helfen, zu erkennen, wo angesetzt werden sollte und worauf abzuzielen ist. 

Der ÖRLP stellt nicht den Anspruch, ein fertiges „Strategiepapier“ zu sein. Wir sehen in ihm aber einen bedeutenden Baustein für die Entwicklung geplanter Verhaltensweisen zur Erreichung der jeweiligen Ziele in der Leseförderung – auf allen Ebenen und bei allen Akteuren. 

Der unmittelbare Auftrag einen Entwicklungsprozess mit Expertinnen und Experten zu starten erging Ende August 2014 durch die Ressortleitung des Bildungsministeriums an die Sektion Allgemeinbildung. Die Idee zu diesem Projekt ist jedoch – innerhalb der KSL („Koordinati­onsstelle Lesen“: Zusammenschluss von Leseexpertinnen und Leseexperten an Pädago­gischen Hochschulen), der Schulaufsicht dem Buchklub und der Organisation Buch.Zeit, also innerhalb professioneller Netzwerke – schon vor einiger Zeit von Leseexpertinnen und Leseexperten in Österreich angeregt worden. 

Der ÖRLP entstand auf Basis relevanter Fachdidaktiken sowie in Rückbindung an den Grundsatzerlass Leseerziehung des BMB und mit Bezug auf die Lehrpläne, > Bil­dungsstandards sowie bestehender Grundsatzvereinbarungen diverser Akteure. Die „Anschlussfähigkeit“, auch an europäische Entwicklungsprozesse, ist den Erstellenden ein großes Anliegen, wie die enge Anbindung an ELINET (European Literacy Network) zeigt. Nicht zuletzt soll der ÖRLP Bezug auf relevante Forschungsergebnisse aus dem In- und Ausland nehmen und eventuell vorhandene „weiße Flecken“ in der Forschungslandkarte des Lesens aufzeigen.
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