Literale Kultur ermöglichen
Lesekultur zahlt sich aus. Leseförderung bringt dem Staat bzw. der Öffentlichkeit das eingesetzte Geld mehrfach zurück. Der Booktrust, eine große englische Leseorganisation, führte 2014 eine Berechnung durch, dass der „Social Return on Investment“ für Leseprojekte 1:25 englische Pfund beträgt. Für jedes eingesetzte Pfund spart die englische Regierung demnach 25 Pfund an Folgekosten, die für Kompensations- und Reparaturmaßnahmen infolge von Schulversagen und mangelnden beruflichen Kompetenzen junger Menschen ausgegeben werden müssen.
Zur Erhaltung und Weiterentwicklung einer lebendigen und vielfältigen literalen Kultur braucht es das Bekenntnis von Bund und Ländern zur Umsetzung des Österreichischen Rahmenleseplanes, die Schaffung der erforderlichen legistischen Maßnahmen und den Ausbau bzw. die Verbesserung der entsprechenden Rahmenbedingungen.
Außerdem braucht es die Bereitschaft zum Zusammenspiel der verschiedenen Akteure aus Bildung, Medien, Politik, Wirtschaft, Kulturschaffenden und Kulturvermittelnden.
Daraus ergeben sich folgende Forderungen:
- Verbesserung des Stellenwertes von Lesen in der Bildungspolitik: In der Ausbildung wie auch in der Vermittlung muss dem gesamten literalen (Um)Feld – sowohl den analogen wie den digitalen Bereichen – höhere Aufmerksamkeit zukommen.
- Bemühen um Aufwertung aller im Bildungsbereich pädagogisch Tätigen, beginnend mit der Kleinkindförderung in Bezug auf Entlohnung, Qualifikation und gesellschaftliche Akzeptanz
- Absicherung der Buchpreisbindung in der aktuellen Regelung
- Beibehaltung eines verminderten Mehrwertsteuersatzes für Bücher
- Gleichstellung digitaler Medien zu den Printmedien im Bereich von Verleih- und Nutzungsrechten
- Schutz der Rechte von Urheberinnen und Urhebern, angepasst an die digitalen Entwicklungen
- Stärkung von Rahmenbedingungen zur Sicherung der Vielfalt der Medienanbieter (z. B. Verlage, Presse und Internetplattformen) und Beibehaltung bzw. Weiterentwicklung qualitätsfördernder Strukturen
- Schaffung fairer Arbeits- und Produktionsbedingungen im Literatur- und Medienbereich sowie Kontrolle der Einhaltung (z. B. Werkverträge…)
- Förderung sozial-integrativer Aktivitäten im Literatur- und Medienbereich und Förderung leichter Zugänglichkeit durch kostenlose oder günstige Nutzung
- Schaffung eines österreichischen Bibliotheksgesetzes für Öffentliche Bibliotheken
- Erstellung eines strategischen Entwicklungsplans zur Schaffung eines strukturierten Systems unterschiedlicher Bibliothekstypen (Öffentliche und Wissenschaftliche Bibliotheken, Schul- und Sonderbibliotheken) mit österreichweit geltenden Mindeststandards hinsichtlich ihrer Angebote, Ausstattung und Personalressourcen
- Förderung der Vernetzung zwischen unterschiedlichen literalen Orten durch regionale Betreuungs- und Entwicklungskonzepte
- Ausbau bzw. Valorisierung der Förderungen von lese- und literaturfördernden Organisationen und Literaturhäusern
- Evaluierung und wissenschaftliche Begleitung der in einzelnen Kommunen, Regionen oder Ländern gestarteten Family Literacy-Programme und gesamtösterreichische Umsetzung von nachhaltig positiv wirkenden Konzepten (z. B. www.buchstart.at, www.family-literacy.at)
- Aufbau eines breit aufgestellten Family Literacy-Netzwerkes unter Einbindung aller an Kinder- und Familienbetreuung beteiligter Einrichtungen und Personen
- Schaffung und Evaluierung von schulspezifischen, ganzjährigen Leseprogramme
- Entwicklung eines Gesamtkonzeptes für Schulbibliotheken aller Schultypen, sowie eine umfassende gesetzliche Absicherung der Betreuung der Schulbibliothek und verbindliche Curricula und Standards sowie Bereitstellung bzw. Wiedereinführung von Stundeneinheiten für Schulbibliothekarinnen und Schulbibliothekare